Von den letzten Tagen der Menschlichkeit

Es war wieder einer dieser Tage. Er hatte fast nichts erbeutet, sie waren einfach zu schlau geworden. Manchmal glaubte er sie hinter sich kichern zu hören, aber jedesmal, wenn er sich umdrehte waren sie weg. Er nahm seine Beute und machte sich auf den Heimweg. Es würde gerade für seine Kinder reichen, was seine Frau wohl dachte? Mit gesenktem Kopf trottete er heim. Zuhause angekommen verteilte er die paar haarigen Vierbeiner an seine hungrige Nachkommenschaft und begab sich zu seiner Frau. Sie beschlossen, daß sie am nächsten Tag jagen gehen sollte und vor dem Einschlafen biß sie ihn liebevoll in den Nacken und strich über seinen Hals.

Er verbrachte den Tag damit den Kindern beizubringen, wie das Leben im Wald aussieht, warum sie so lebten wie sie es taten und sie erkannten den ewigen Wechsel zwischen Leben und Tod. Es war ein recht schöner Tag, die Sonne schien und der grüne Himmel ließ weitere schöne Tage erahnen. Später am Tag, als die Kinder auf der nahegelegenen Lichtung spielten, kam ein Wanderprediger vorbei. Er erzählte vom Ende der Welt, die Ordnung würde in Chaos gestürzt werden, die Sterne würden vom Himmel herabfallen, der Planet würde von einer Dunkelheit umgeben, wie sie noch nie jemand zuvor gesehen hatte und die Kälte der Unterwelt würde sie umfassen. Die Kinder hatten aufgehört zu spielen und starrten den Fremden mit großen Augen an. Konnte es stimmen, würde der große Kreislauf des Lebens wirklich unterbrochen werden und würden sie jetzt schon sterben? Ihr Vater nahm die Kinder und brachte sie nach Hause. Er konnte sie beruhigen und sie legten sich etwas nieder um zu schlafen. Er erzählte seiner Frau von der sonderbaren Begegnung, als sie wiederkam. Sie hatte einiges erbeuten können und die Familie aß sich wieder einmal so richtig satt. Er leckte ihre Wangen ab nachdem sie ihr Mahl beendet hatten und sie begann zu gurren. Es war wieder einmal Zeit die Kinder früher zu Bett zu schicken ...

Sie zog wieder aus, um zu jagen, denn sie hatten sich geeinigt, daß es besser wäre wenn sie ab nun immer jagen würde. Es säuberte gerade ihre Schlafstätte, als die Nachbarn aus dem Norden zu ihm kamen. Sie erzählten davon, daß die Beutetiere vom nördlichen Rand ihres Gebietes anfingen nach Süden zu flüchten und das sie vor hatten, ihnen zu folgen. Er konnte es nicht glauben, sie waren vor Generationen hierher gezogen, weil es hier sicher war und weil es immer Nahrung gab. Warum sollte es auf einmal anders werden. Die Nachbarn ließen sich nicht umstimmen und zogen weiter nach Süden. Als seine Frau am Abend zurückkam, stellte sich heraus, das sie noch mehr Beute gemacht hatte, als am Vortag. Das Essen war ihr quasi zugelaufen. Sie fragten sich, was es damit auf sich haben könnte. Lange saßen sie noch da und starrten in den Sternenbedeckten Himmel. Es war so dunkel wie immer, aber der Wald war von so von Geräuschen erfüllt, das das Atmen der Kinder kaum mehr zu hören war. Dann entdeckten sie etwas. Es war ein kaum sichtbarer, weißer Streifen am klaren Nachthimmel. So etwas hatten sie schon öfter gesehen. Es war einer der fallenden Sterne, die größer wurden, als alles andere, was jemals in der Nacht am Himmel gestanden hatte und doch nur so klein, daß man mit dem bloßen Auge gerade noch ausmachen konnte, daß es keiner von den anderen Sternen war. Oft schon hatten sie sich gefragt, warum die helle Scheibe jeden Abend verschwand und dann nur noch diese kleinen Punkte am Himmel standen. Sie waren wie glitzernde Steine im Sumpf. Aneinander gelehnt schliefen sie ein.

Der darauffolgende Tag war nicht mehr so schön wie die letzten es gewesen waren. Die Luft war mit Hektik erfüllt und auch das Unterholz bewegte sich andauernd, obwohl kein Wind ging. Es war gar nicht notwendig jagen zu gehen, die Tiere liefen ihnen zu. Sie brauchten sich nur die besten herauspicken. Als sie am Abend aufhörten, hatten sie genug für einige Tage. Trotzdem waren sie beunruhigt. Während die Kinder sich noch mit dem jagen von kleinen Nagern beschäftigten und ihre Freudenschreihe weithin zu hören waren, setzte er sich zu ihr und blickte in ihre braunen Augen. Sie sprachen nichts aber sie wußten genau um die Angst des anderen. Konnte es war sein? Stand ihnen eine Katastrophe bevor? Wieder wurde es Nacht und sie sahen den fallenden Stern erneut. Er war größer geworden ...

Vollkommene Stille. Kein Blatt rührte sich, kein Vogel zwitscherte. Es war unnatürlich ruhig. Trotzdem, das die Sonne vom Himmel brannte, fröstelte ihm. Die Kinder stellten Fragen, wo waren die Tiere geblieben? Warum war es so still? Und was war der helle Streifen am Himmel? Jetzt war er auch schon am Tag zu sehen. Er wußte keine Antwort. Er starrte nur nach oben und beobachtete das Anwachsen des unheilvollen Streifens. Diese Nacht konnten sie beide nicht schlafen. Sie standen nur so da und sahen in den Nachthimmel.

Ein Erdbeben ließ sie aufschrecken. Trotz allem waren sie eingeschlafen. Die Sonne stand noch nicht am Himmel, doch am westlichen Horizont war ein roter Streifen zu sehen. Er wußte nicht was geschehen war. Die Sonne war doch schon lange untergegangen und aufgehen mußte sie auf der anderen Seite. Angstvoll schmiegte sich seine Frau an ihn und auch die Kinder kamen zu ihnen. Dann noch ein Beben, ein Sturm kam auf. Sie sahen in den Himmel - und dann entdeckten sie es. Ein riesiger Felsbrocken war da oben und schien auf sie herab. Fast hätte man meinen können er sah sie an ...

Er erschien jetzt jede Nacht.

Und dann kam die Wolke, die alles Licht verschlang. Eine Dunkelheit, wie sie noch keiner gesehen hatte überzog die Welt und die Kälte kam.

Sie lagen beisammen und konnten sich nicht mehr bewegen. Die Kälte hatte sie gelähmt - da kamen sie - die Warmblüter sie krochen über die noch lebenden Körper der Familie und er wußte, jetzt würden die Säugetiere den Platz der Dinosaurier übernehmen.

Sein Blick suchte den seiner Frau ...

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